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Ausbildung zum Glasmaler EFZ - nach welchen Kriterien sind die aktuell geltenden Lernziele zu verstehen?

February 21 2024 , Written by Glasmaler-Ausbildung? Published on #Glasmaler-Ausbildung, #Berufsbildung, Glasmaler, #atelier, #berner, #bern, #Halter, #Martin, #Auszubildende, #Lehrgang für Glasmaler:innen, #Antikes Glas, #Atelier in CH-3013 Bern, #Atelier-Ausstellung, #Atelier-EXPO

aktualisiert 11.02.2024
Glasmaler-Ausbildung?

Viele Einflüsse haben auch dazu geführt, dass sich der Etat des auszubildenden Nachwuchses an Glasmalern in den letzten Jahren in der Schweiz sehr stark vermindert hatte.

 

Heute sind bloss ca. 5 besetzte Lehrstellen als Glasmaler (auf vier Lehrjahre verteilt) in der ganzen Schweiz bekannt. Nach der Glasmaler-Ausbildung bleiben nur ca. 10% diesem erlernten Berufe treu. Erstens ist der Stellenwert dieser Kunstform in der Gegenwart nur noch gering und die Anforderungen an die Auszubildenden wird aktuell zu tief gehalten, aus unterschiedlichen Gründen, die aber nicht mehr wirklich nachzuvollziehen sind.

Durch die Zusammenlegung der beiden Berufe – Glasmaler und Kunstglaser – glaubte man tatsächlich junge Auszubildende vermehrt für diesen schönen Beruf interessieren zu können. Niemand war sich darüber bewusst oder wollte sich darüber bewusst werden, mit einem solch schicksalhaften Entscheid, gleichermassen den Stellenwert dieser Berufsgattung mit helfen zu untergraben.

Durch die breit gefächerten Diversifizierungen in den noch bestehenden Betrieben, was die aktuellen Verarbeitungstechniken betreffen, hat man andererseits das ursprüngliche Handwerk fast vergessen und ist auch nicht mehr so engagiert, sich für seine Daseinsberechtigung einzusetzen. So bleibt es heute beim Besuch einer Glasmalerei auch nicht verwunderlich, wie sich ein Interessent vielfach vorkommen muss, er hätte eben eine Gemischtwarenhandlung betreten. Die heutigen Glasmaler-Atelier-Angebote sind tatsächlich enorm – wenn ich mich durch die Webseiten durchlese – sei es mir als Werkstatt-Besucher unbenommen, mir durch den Allround-Glasmaler gleich mein Mittagsmahl servieren zu lassen.

Dieser bunte Strauss von allerlei Angeboten innerhalb einer sogenannten Glasmalerei, lässt das Vertrauen der angesprochenen Klientel gegenüber diesem Handwerk merklich schwinden.

Vielen wird entgangen sein, dass einer sich selbstauferlegten Verwirklichung im Beruf, immer auch Pflichten mit zu berücksichtigen bleiben, um seinem ursprünglichen Metier entsprechenden Respekt und Identität zu zollen.

Oder man wäre endlich ehrlich zu sich selbst - und würde sich auf eine neue Berufsherausforderung besinnen.

Indessen wirkt sich dieser notorisch ausgereizte Individualismus, ebenso auf die eigene Geisteshaltung gegenüber den noch restverbleibenden Auszubildenden aus. Coolness und Unverbindlichkeiten verträgt dieses Kunsthandwerk eher weniger, sollte am Ende nicht ausschliesslich von zufallsbedingten Resultaten gesprochen werden.

So gesehen, muss sich der angehende Nachwuchs von einer zusammenhängenden und lückenlosen Ausbildung, in der Erwartung einer ganzheitlichen Berufsbildung hintergangen fühlen. Die auf vier Jahre begrenzte Ausbildungszeit reicht eigentlich gar nicht aus, insbesondere unter Berücksichtigung dieser zu sehr individuell manifestierten Atelier-Identitäten.

Durch diese Situation bleiben die Voraussetzungen mehrheitlich infrage gestellt, ob man einem Auszubildenden garantieren kann, dass er sich nach seiner Lehre, unbekümmert nach einer freien Arbeitsstelle in einer anderen Werkstätte bewerben könnte - ohne dass er sich dabei sofort fragen muss, wie und was habe ich eigentlich gelernt, während meiner Ausbildungszeit? Manch einer dürfte hart am Boden aufschlagen, sobald er einsehen muss, dass er in er Folge zuerst nochmals eine weitere Ausbildungszeit nach seinem ersten Lehrgang anhängen muss, bevor er überhaupt am neuen Arbeitsort, die angebotene Arbeit aufnehmen könnte.

Martin Halter gelernter Glasmaler + Kunstglaser EFZ, Glasmaler-Restaurator IER, in Bern

Zum Vergleich:

- Vor ein paar Jahrzehnten wurden die Lernziele in diesem Beruf  glaubwürdiger kommuniziert, sodass die Vertragsparteien – der Lehrmeister und der Auszubildende – über die zu erreichenden Lernziele besser und ganzheitlicher informiert waren.

Damals erfolgte die Ausbildung auf einer ausgewogenen Bandbreite, sodass der Auszubildende ebenso die Gewissheit mitbekommen hatte, nach der Lehre ganzheitlich ausgebildet zu sein.

Die hier abgelichteten Zwischenprüfungsergebnisse belegen, inwieweit man sich der Ernsthaftigkeit über den Stellenwert bei der Berufsbildung (inkl. Berufsethik) zur damaligen Zeit bewusst war:

 

Zwischenprüfung für Kunstglaser im Lehrbetrieb Atelier M. Halter Bern

Zwischenprüfung für Kunstglaser im Lehrbetrieb Atelier M. Halter Bern

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